Zitate

Beethoven über die Natur

“Hier sitze ich oft stundenlang und meine Sinne schwelgen in dem Augenblick der empfangenden und gebärenden Kinder der Natur. Hier verhüllt mir die majestätische Sonne kein von Menschenhänden gemachtes Dreckdach, der blaue Himmel ist mein sublimes Dach.”
(Frühling 1804, während eines Spazierganges in Baden)

“Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: Heilig, heilig! – Im Walde Entzücken! Wer kann alles ausdrücken! – Süsse Stille des Waldes! … Der Wind, der beim zweiten schönen Tag schon eintritt, kann mich nicht in Wien halten, da er mein Feind ist.”
(Sommer 1806, in Baden)

“…zwischen Heiligenstadt und Grinzig, in einem Wiesental, die “Szene am Bach” aus der Pastorale entstanden ist – und die Goldammern da oben, die Wachteln, die Nachtigallen und Kuckucke ringsum haben mitkomponiert.”
(?)

“…wo es zwar noch sehr leer an Menschen ist. Aber desto voller angefüllter und in Überfluss und hinreissender Schönheit prangt die Natur.”
(Sommer 1813, Brief an Erzherzog Rudolf nach Ankunft in Baden)

“Wie froh bin ich, einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräutern, Felsen wandeln zu können. Kein Mensch kann das Land so lieben wie ich. Geben doch Wälder, Bäume, Felsen den Widerhall, den der Mensch wünscht…”
(Frühling 1815, in Baden, in einem Brief an Therese Malfatti)

“Allmächtiger im Walde! Ich bin selig, glücklich im Wald; jeder Baum spricht durch dich. O Gott! welche Herrlichkeit! In einer solchen Waldgegend, in den Höhen ist Ruhe, Ruhe, ihm zu dienen.”
(1815, Eintrag ins Tagebuch)

Beethoven über seine Taubheit

“…denn Dein Beethoven lebt sehr unglücklich; wisse, dass mir der edelste Teil mein Gehör sehr abgenommen hat…nun ist es immer ärger geworden; ob es wird wieder können geheilt werden, das steht noch zu erwarten.”
(Juni 1801, in einem Brief an Freund Amenda)

“Seit zwei Jahren fast meide ich alle Gesellschaften, weil’s mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen: ich bin taub. Hätte ich irgendein anderes Fach, so ging’s noch eher; aber in meinem Fach ist das ein schrecklicher Zustand.”
(Juni 1801, in einem Brief an Wegeler)

“Baumwolle in den Ohren am Klavier benimmt meinem Gehör das unangenehm Rauschende.”
(Juni 1811, aus einem Skizzenbuch)

“Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung.”
(1813, Notiz)

“Bestimmung der Ärzte über mein Leben. – Ist keine Rettung mehr, so muss ich * * * brauchen??? Es gehört nur noch geschwinder zu vollenden, was früher unmöglich…”
(1814, Eintrag ins Tagebuch)

“Die Ohrenmaschine könnte so sein, dass Sterne an der Öffnung den Eingang des Schalls erleichterten, sich der Schall rund um das Ohr fortpflanzte und man auf diese Weise gegen alle Öffnungen hören könnte.”
(1814, Eintrag ins Tagebuch)

“Die Mälzelsche Gehörmaschine ist die stärkste, nächstdem die . . . . . Man müsste verschiedene im Zimmer, für die Musik, Sprechen und nach der Grösse des Saals haben.”
(1815, Eintrag ins Tagebuch)

“Alles, was Leben heisst, sey der Erhabenen geopfert und ein Heiligtum der Kunst, lass mich leben, sey es auch mit Hilfsmitteln, wenn sich nur finden.
Die Ohrenmaschine womöglich zur Reife bringen, alsdann reisen – dieses bist du Dir, den Menschen und ihm – dem Allmächtigen – schuldig, nur so kannst Du noch einmal alles entwickeln, was in dir verschlossen bleiben muss… und ein kleiner Hof… eine kleine Kapelle… von mir in ihr der Gesang geschrieben, angeführt, zur Ehre des Allmächtigen – des Ewigen, Unendlichen… So mögen die letzten Tage verfliessen.”
(Winter 1815/16, Eintrag ins Tagebuch)

“Wir Endliche mit dem unendlichen Geist sind nur zu Leiden und Freuden geboren, und beinahe könnte man sagen, die Ausgezeichneten erhalten durch Leiden Freude.”
(1808, in einem Brief an die gelähmte Gräfin Maria von Erdödy)

Beethoven über andere Personen

BACH, Johann Sebastian

“Urvater der Harmonie”

“Bach sollte nicht Bach, sondern Meer heissen.”

BEETHOVEN, Johann van (Bruder)

“Ludwig van Beethoven, Hirnbesitzer”
(In einem Brief an seinen Bruder, der sehr stolz auf seinen Reichtum war und seine Briefe mit “J. v. Beethoven, Gutsbesitzer” unterschrieb)

GOETHE, Johann Wolfgang von

“Goethe behagt die Hofluft zu sehr, mehr als es einem Dichter ziemt. Es ist nicht viel mehr über die Lächerlichkeiten der Virtuosen hier zu reden, wenn Dichter, die als die ersten Lehrer der Nation angesehen sein sollten, über diesem Schimmer alles andere vergessen können.”
(9. August 1812, in einem Brief an Breitkopf & Härtel)

“Die Verehrung Liebe und Hochachtung welche ich für den einzigen Unsterblichen Göthe von meinen Jünglingsjahren schon hatte, ist immer mir geblieben, so was lässt sich nicht wohl in Worte fassen, besonders von einem solchen Stümper wie ich, der nur immer gedacht hat, die Töne sich eigen zu machen, allein ein eigenes Gefühl treibt mich immer, ihnen so viel zu sagen, indem ich in ihren schriften lebe – Ich weiss Sie werden nicht ermangeln, einem Künstler, der nur zu sehr gefühlt, wie weit der blosse Erwerb von ihr (der Kunst) entfernt, einmal sich für ihn zu verwenden, wo Noth ihn zwingt, auch wegen andern für andere zu walten zu wirken – das gute ist uns allzeit deutlich, u. so weiss ich, dass E(ure) E(xzellenz) meine Bitte nicht abschlagen werden – Einige Worte von ihnen würden Glückseeligkeit über mich verbreiten. – Euer Exzellenz mit der innigsten unbegrenztesten Hochachtung verharrender Beethoven.”
(8. Februar 1823, Brief an Goethe)

HÄNDEL, Georg Friedrich

“Händel ist der grösste Komponist, der je lebte.”
(1824)

“Für Händel ein eigenes Gestelle – dies Gestelle muss bei jeder Lücke eine Leiste haben, welche leicht beweglich zu machen, so für grössere und kleinere Bücher.”
(Dezember 1826, Eintrag ins Tagebuch, nachdem er von J. A. Stumpff 40 Bände der “Arnoldschen Prachtausgabe” von Händels sämtlichen Werken geschenkt bekam)

HÜTTENBRENNER, Anselm

“Fahren Sie so fort, Anselm! Sie haben meinen Geist, und der Franz (Schubert) meine Seele!”
(1816, nach Durchsicht einiger Kompositionsversuche von A. H., ihm dabei heftig auf die Schulter klopfend)

“Ich bin es nicht werth, dass Sie mich besuchen.”
(1816 bei gleichem Anlass. Hüttenbrenner: “War das Demuth, so war es göttlich; war es Ironie, so war es verzeihlich)

NAPOLEON, Bonaparte

“Ist er auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte nit den Füssen treten, nur seinem Ehrgeiz frönen. Er wird sich nun höher als alle anderen stellen, ein Tyrann werden.”
(Sommer 1803, nach Napoleons Proklamierung zum Kaiser)

SCHUBERT, Franz

“Wahrlich, in dem Schubert wohnt ein göttlicher Funke!”

“…dieser wird noch viel Aufsehen in der Welt machen.”
(1827)

Beethoven über seine Musik

“Ich kann gar nichts unobligates schreiben, weil ich schon mit einem obligaten Accompagnement auf die Welt gekommen bin.”
(Dez. 1800, in einem Brief an den Verleger F. Hofmeister)

“Ich bin nur wenig zufrieden mit meinen bisherigen Arbeiten: von heute an will ich einen neuen Weg einschlagen.”
(1801, was ihm über Op. 31 vorschwebte, zu Geiger W. Krumpholz)

“Ich habe zwei Werke Variationen gemacht, wovon man das eine auf acht Variationen berechnen, und das andere auf 30. Beide sind auf einer wircklich ganz neuen Manier bearbeitet, jedes auf eine andere verschiedene Art…Jedes Thema ist darin für sich auf einer selbst vom andern verschiedene Art behandelt. Ich höre es sonst nur von andern sagen, wenn ich neue Ideen habe, indem ich es selbst niemals weiss. Aber diesmal muss ich sie selbst versichern, dass die Manier in beiden Werken ganz neu von mir ist.”
(Okt. 1802, über Op.34/35, in einem Brief an Breitkopf & Härtel)

“Finale immer simpler – alle Klaviermusik ebenfalls. – Gott weiss es, warum auf mich noch meine Klaviermusik immer den schlechtesten Eindruck macht, besonders wenn sie schlecht gespielt wird.”
(Juni 1804, aus einem Skizzenbuch)

“Pastoralsinfonie keine Malerei, sondern worin die Empfindungen ausgedrückt sind, welche der Genuss des Landes im Menschen hervorbringt, wobei einige Gefühle des Landlebens geschildert werden.”
(1808, Skizzenbuch, über die 6. Sinfonie, die “Pastorale”)

“Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.”
(1810)

“Du darfst nicht Mensch sein, für dich nicht, nur für andre, für dich gibts kein Glück mehr als in dir selbst, in deiner Kunst. – O Gott! gib mir Kraft, mich zu besiegen! Mich darf ja nichts an das Leben fesseln…”
(1812, in einem Manuskript)

“Keine Zeit vergeht geschwinder, rollt schneller um als die, wo wir unsern Geist oder ich mich mit meiner Muse beschäftige.”
(1814, Notiz)

“Nur in deiner Kunst leben! So beschränkt du auch jetzt deiner Sinne halber bist, so ist dieses das einzige Dasein für dich.”
(1816, Eintrag ins Tagebuch)

“Nie wie vorin auf dem Klavier in eigenen Phantasien – trotz allem Gehör.”
(1816, Eintrag ins Tagebuch)

“Früher wusste ich nicht zu komponieren. Jetzt, denke ich, weiss ich es. Jetzt schreibe ich etwas Besseres.”
(1817, bei einem Spaziergang zu Freund Cipriani Potter)

“Wäre ich nur in London. Was wollte ich für die philharmonische Gesellschaft alles schreiben! Denn Beethoven kann schreiben, Gott sei Dank! – sonst freilich nichts in der Welt.”
(1822, in einem Brief an Ferdinand Ries)

“Ich schreibe nur das nicht, was ich am liebsten möchte, sondern des Geldes wegen, was ich brauche. Es ist deswegen nicht gesagt, dass ich doch bloss ums Geld schreibe – ist diese Periode vorbej, so hoffe ich endlich zu schreiben, was mir und der Kunst das Höchste ist – Faust.”
(April 1823, zu einem Dr. Bihler)

“…Glauben Sie mir, dass mir das Höchste ist, dass meine Kunst bei den edelsten und gebildetsten Menschen Eingang findet…”
(Sommer 1824, in einem Brief an den Fürsten Gallitzin)

“Ich hoffe, noch einige grosse Werke zur Welt zu bringen und dann, wie ein altes Kind irgendwo unter guten Menschen meine irdische Laufbahn zu beschliessen…”
(Dezember 1825, in einem Brief an seinen Freund Wegeler)

“Der wahre Künstler hat keinen Stolz.”

Beethoven über Gott & Religion

“Gott ist immateriell, deswegen geht er über jeden Begriff; da er unsichtbar ist, so kann er keine Gestalt haben. Aber aus dem, was wir von seinen Werken gewahr werden, können wir schliessen, dass er ewig, allmächtig, allwissend und allgegenwärtig ist. Was frei ist von aller Lust und Begier, dass ist der Mächtige, er allein. Kein Grösserer ist als er…”
(1814, Eintrag ins Tagebuch)

Lebensweisheiten

“Und regneten die Wolken Lebensbäche, nie wird der Weidenbaum dir Datteln tragen.”

“Verschwende nicht die Zeit mit schlechten Menschen: Gemeines Rohr wird nie dir Zucker geben.”

“Kannst du ein gutes Schwert aus weichem Tone dir schmieden?”

“Ändert, von Menschen gehegt, je sich des Wolfes Natur?”

“Ists nicht einerlei Regen, der hier auf salzigem Boden Distel und Dornen erzieht, Blumen den Gärten verleit?”

“Also verschwende du dir nicht Samen und köstliche Wartung: Böses dem Guten und Guts Bösen erzeigen ist eins.”
(1812, Notizen)

“Der Hass dehnt sich selbst zurück auf diejenigen, die ihn hegen.”
(1814, Zitat)

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